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Die Herrschaft der Zahlen

Zur Kalkulation des Sozialen in der kapitalistischen Moderne, Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie 15

Erschienen am 29.11.2012, 1. Auflage 2012
34,90 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593393124
Sprache: Deutsch
Umfang: 272 S., 8 sw Grafiken
Format (T/L/B): 1.7 x 21.5 x 14.2 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

InhaltsangabeInhalt Vorwort 9 Einleitung 17 Soziokalkulation als historisch spezifische Form des Schreibens von Wert 23 Zur Kulturbedeutung des gesellschaftlichen Zahlengebrauchs 31 Eine neue Kalkulationsweise 37 1 Koevolution von Kalkulation und Kapitalismus 41 1.1 Werner Sombart: Buchführung und Kapitalismus als soziogenetische Einheit 46 1.1.1 Der umstrittene 'erste Starsoziologe' 49 1.2 Das kapitalistische Wirtschaftssystem 51 1.2.1 'A Ghost in the Machine': Die Bedeutung des Geistes im Wirtschaftsleben 60 1.2.2 Weber und Sombart: Konkurrenz um das Copyright des kapitalistischen Geistes 65 1.2.3 Geist und System: Talcott Parsons' Kritik an der zentralen Modellstellung des Wirtschaftsgeistes bei Sombart 69 1.3 Die doppelte Buchführung und die Formierung der frühkapitalistischen Unternehmung 73 1.3.1 Die kapitalistische Unternehmung als Einheit der Differenz von Soll und Haben 76 1.3.2 Die Kulturbedeutung der Buchführung: Entgrenzung und Temperierung des Erwerbsmotivs 80 1.3.3 Sombarts erkenntnisleitendes Motiv: Kohärenz statt Konflikt 82 1.3.4 Exkurs: Die Diskussion der Sombart-These in Wirtschaftsgeschichte, angewandter Wirtschaftstheorie und kritischer Accounting-Forschung 87 1.4 Max Weber 92 1.4.1 Der Stellenwert der rationalen Buchführung für die Vergesellschaftung des Handels 98 1.5 A Tale of Two Calculations 104 2 Soziokalkulation im Human Resource Management 117 2.1 Human Resource Management 134 2.1.1 Konzeptionelle und historische Hintergründe des Human Resource Managements 142 2.1.2 Angloamerikanische Ursprünge des Human Resource Managements 148 2.2 Die Subjektivierung von Arbeit 151 2.2.1 Foucaults Konzept der Subjektivierung: Produktive Macht und negative Produktivität 157 2.3 Soziokalkulation: Personalbewertung und -entwicklung bei hochqualifizierten Beschäftigten 166 2.3.1 Das Geschäftsmodell: 'Body Leasing' 167 2.3.2 Der Führungsrahmen als Maßstab für Personalbeurteilung und -entwicklung 176 2.3.3 Karriereplanung, Kompetenzentwicklung und Selbstmanagement im Kontext des 'Systematischen Entwicklungsprozesses' 180 2.3.4 Soziokalkulative Praktiken in Personalbewertung und -entwicklung 192 2.4 Interpretation 206 2.4.1 Soziokalkulation und Portfoliotheorie: Zur Ökonomisierung des Sozialen 212 3 Soziokalkulation 219 3.1 Soziokalkulation als subjektivierende Entfaltung des unternehmerischen Arbeitshandelns233 3.2 Die Kalkulation der Zukunft238 3.3 Die Stärke schwacher Zahlen und die Ausdehnung des Kalkulativen 240 3.4 Die Schrift der Gesellschaft und die Rhetorik der Kalkulation 241 Literatur 247

Autorenportrait

Uwe Vormbusch ist Professor für Soziologische Gegenwartsdiagnosen am Institut für Soziologie der FernUniversität Hagen.

Leseprobe

Einleitung Theorien der Moderne scheinen ebenso wie Theorien des Kapitalismus ohne einen adäquaten Begriff der Kalkulation auszukommen. Das ist zunächst erstaunlich, weil zentrale kapitalistische und moderne Institutionen wie Markt, Staat und Organisation ohne kalkulative Praktiken nicht vorstellbar sind (vgl. Hopwood und Miller 1994; Porter 1995; Power 1997; Desrosières 2005). Noch erstaunlicher wird dies vor dem Hintergrund der soziologischen Theoriegeschichte, insofern bereits Karl Marx, Werner Sombart und Max Weber ökonomischen Zahlengebrauch in Form der doppelten Buchführung beziehungsweise der rationalen Kapitalrechnung für ein konstitutives Merkmal des modernen Kapitalismus hielten. Die Entwicklung einer Soziologie der Kalkulation sieht sich jedoch der Schwierigkeit einer langen Unterbrechung in der theoretischen Auseinandersetzung mit kalkulativen Praktiken in Wirtschaft und Gesellschaft gegenüber. Scheinbar, so Miller (2005: 30), sind die Soziologen 'von einem Terrain verbannt worden, das von offenbar komplexen quantitativen Techniken besiedelt wird, die sie bereitwillig als gesellschaftlich beziehungsweise gesellschaftspolitisch neutrale Methoden bar jeden soziologischen Interesses akzeptierten'. Und so lassen sich heute nicht mehr als 'rudimentäre Ansätze einer Soziologie kalkulativer Praktiken' (ebd.: 31) erkennen. In der neuen Wirtschaftssoziologie (Smelser und Swedberg 1994; Maurer 2008; Beckert und Deutschmann 2009), welche sich vordringlich mit dem Handeln ökonomischer Akteure, der Konstitution von Märkten und ihrer gesellschaftlichen Einbettung beschäftigt, fehlt es bislang an einer kritischen Diskussion kalkulativer Praktiken als eines konstitutiven Aspekts der Hervorbringung von Unternehmen und Märkten. Die Soziologie hat sich im Rahmen der Kapitalismusanalyse zwar immer schon und vor dem Hintergrund der aktuellen, finanzmarktinduzierten Krise sehr intensiv mit der Institution und der historisch-konkreten Ordnung von Märkten auseinandergesetzt. Gleichwohl beginnt sich in Deutschland eine in ihrer Begrifflichkeit und ihren theoretischen Bezügen eigenständige Soziologie der Kalkulation gerade erst zu entfalten. Mit Ausnahme der breit angelegten Untersuchungen Vollmers (2003a und 2003b) liegt der Schwerpunkt der einschlägigen Arbeiten in der Finanzsoziologie sowie der Mathematiksoziologie (Heintz 1993, 2000a und 2000b). Einige der speziell für die Industrie- und Wirtschaftssoziologie grundlegenden Analysedimensionen: die Entwicklung der Arbeit, Fragen von Kontrolle und Herrschaft, des Zusammenhangs von Organisation, Rationalisierung und Lebensführung, wurden bislang noch kaum aus der Perspektive des organisierten Zahlengebrauchs thematisiert. An dieser Lücke setzt das vorliegende Buch an. Es fragt danach, was praktisch gewonnen und theoretisch noch zu gewinnen ist, wenn die Schnittstelle der organisatorischen und individuellen Planung von Erwerbsbiografien mit Hilfe kalkulativer Praktiken strukturiert und beobachtet wird. Kalkulation wird hier also zunächst empirisch als eine Form der Organisation unsicherer Arbeitszukünfte untersucht. Sie dient nicht allein - wie in großen Teilen der unternehmerischen Rechnungslegung - der Darstellung und Legitimation vergangener Entscheidungen, sondern vor allem der Erzeugung stabiler Erwartungserwartungen unter Bedingungen ökonomischer und gesellschaftlicher Flexibilisierung. Im untersuchten Feld der Personalentwicklung wird den Erwartungen und Ansprüchen der Akteure in Hinblick auf unsichere Erwerbszukünfte mittels 'soziokalkulativer' Praktiken eine Form gegeben. Durch diese Parallelisierung der Zukunftserwartungen der Akteure wird ein gemeinsames Handeln auf die Zukunft sicher nicht festgeschrieben - aber es wird wechselseitig beobachtbar, wahrscheinlicher und also 'berechenbarer'. Dass in dieser Arbeit die 'Kalkulation des Sozialen' im Mittelpunkt steht, ist auf die fundamentale Verschiebung der Wertbasis des gegenwärtigen Kapitalismus zurückzuführe

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