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Die ehemalige Wallfahrtskirche Maria Hilf auf dem Welschenberg zwischen Mühlheim und Fridingen an der Donau

(= Veröffentlichungen des Geschichtsvereins für den Landkreis Tuttlingen, Band 12)

Schuster, Hans-Joachim / Fechner, Klaus-Peter / Henzler, Ludwig
Erschienen am 01.04.2015
19,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783877079492
Sprache: Deutsch
Umfang: 352
Format (T/L/B): 24.0 x 17.0 cm

Beschreibung

Die Kirche Maria Hilf auf dem Welschenberg war seit der Mitte des 17. Jahrhunderts ein bedeutender Wallfahrtsort, der nicht nur Gläubige aus der näheren Umgebung, sondern auch von weit her anzog. Ausgangspunkt der blühenden Wallfahrt war ein Marienbild, das der Mühlheimer Pfarrer Georg Walter 1649 an einer Eiche auf dem Welschenberg anbringen ließ. In der Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte die Wallfahrt ihren Höhepunkt. In manchen Jahren besuchten über 20.000 Gläubige das Wallfahrtsziel. Auch baulich war mit dem Bau der zweiten, deutlich vergrößerten Kirche in den 1750er Jahren ein Höhepunkt erreicht. Der Geist der Aufklärung führte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zu einer deutlichen Verringerung der Prozessionen und Bittgänge und zu einem Rückgang der Zahl der auf den Welschenberg pilgernden Gläubigen. Das Ende dieser überregional bedeutenden Wallfahrt brachte 1811 der Aufhebungsbeschluss des Königs von Württemberg, der seit 1806 Landesherr über Mühlheim und das enzbergische Gebiet war. Der Kirchenschatz wurde verteilt, die Kirchengebäulichkeiten standen im Jahre 1812 zum Verkauf auf Abbruch. Bislang fehlte eine umfassende Publikation zur Geschichte der Kirche und der Wallfahrt nach Maria Hilf auf den Welschenberg. Aus diesem Grunde war es sowohl dem Geschichtsverein für den Landkreis Tuttlingen als auch dem Heimatverein Mühlheim ein großes Anliegen, dieses Thema umfassend in Archiven recherchieren zu lassen und die Ergebnisse der Forschungsarbeit in einer fundierten Publikation festzuhalten. Deshalb vergaben die beiden Vereine dieses Thema als Auftragsarbeit. Sie fanden in dem Historiker Dr. Horst-Dieter Freiherr von Enzberg einen Autor, den die Herkunft und die bisherigen Forschungen zur Geschichte der Region um Mühlheim und Tuttlingen geradezu für diese Aufgabe prädestinierten. Dem Autor dieser Arbeit ist es gelungen, neue Erkenntnisse zur Errichtung der Wallfahrt und zum Gnadenbild, zum Kirchenbau vor allem der zweiten Kirche und zu den am Bau beteiligten Künstlern und Handwerkern zu gewinnen. Die Publikation gibt nun den aktuellen Wissensstand über die Ausstattung der Kirche und den Verbleib des Kirchenschatzes nach der Aufhebung der Wallfahrt wieder. Aus der vorliegenden Forschungsarbeit wird deutlich, dass die Wallfahrt einen elementaren Bestandteil der Geschichte der Stadt Mühlheim, der Herrschaft Enzberg, aber auch der ganzen Region bildet. Denn die Wallfahrtsadministration war ein wichtiger Kreditgeber für die Menschen und Gemeinden der Umgebung und die Wallfahrt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor vor allem für die Stadt Mühlheim. Die Wallfahrtsadministration war zudem für viele Jahrzehnte auch Orts- und Grundherr in Pfandbesitz über den enzbergischen Ort Stetten und die Lippachmühle. Der Leser erhält einen sehr anschaulichen Eindruck von der Alltagsgeschichte des Pilgerns auf den Welschenberg. Woher kamen die Pilger? Wie viele Geistliche waren hier im Einsatz, um den Gläubigen die Beichte abzunehmen? Was wurde im Wirtshaus bei der Wallfahrtskirche ausgeschenkt und verzehrt? Woher kamen die Pächter? Auf diese und viele andere Fragen antwortet die Publikation. Dem Autor gelang es herauszuarbeiten, welche Faktoren für die Aufhebung der Wallfahrt verantwortlich waren. Ein Kapitel ist dem „Nachleben“ der Wallfahrt in den vergangenen 200 Jahren gewidmet. Deutlich wird, dass die Kirchenruine bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder Gläubige anzog. Heute ist der Welschenberg zu einem historischen Ort mit großer Anziehungskraft geworden, zu einem Denkmal, in dessen stattlichen Mauerresten sowohl Maiandachten und ökumenische Gottesdienste als auch weltliche Konzerte stattfinden.

Autorenportrait

Horst-Dieter Freiherr von Enzberg wurde am 16. Dezember 1950 in Mühlheim a. D. geboren. Er verbrachte seine Schulzeit in Trossingen, Ingolstadt, Mönchengladbach und Münster i. W. Das Studium der Geschichte, Politischen Wissenschaft und Slavistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. und der Freien Universität Berlin schloss er mit beiden Staatsprüfungen für das Amt des Studienrats ab. 1992 wurde er vom Fachbereich Geschichtswissenschaften der FU Berlin mit der Dissertation „Die Goetheschule in Graudenz und das deutsch-polnische Verhältnis 1920–1945“ zum Dr. phil. promoviert. Nach früheren Arbeitsschwerpunkten in der Geschichte Ostmittel- und Osteuropas publiziert er seit 2008 vornehmlich zu Themen der Adels-, Orts- und Kirchengeschichte des Raumes zwischen Oberer Donau, Bodensee und Hochrhein.

Inhalt

Vorwort der Herausgeber Grußworte Einleitung Kapitel I: Die Entstehung der Wallfahrt auf den Welschenberg und die Herkunft ihres Gnadenbildes 1. Der Welschenberg und die belgischen Wallfahrtsorte Scherpenheuvel und Foy 2. Pfarrer Georg Walter und die Anfänge der Wallfahrt auf den Welschenberg Kapitel II: Die Blütezeit der Wallfahrt in der zweiten Hälfte des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts 1. Die erste Kirche und ihre Weihe am 11. September 1661 2. Die Wallfahrtsgeistlichen und die Patronatsfrage: Wer hatte das Sagen auf dem Welschenberg? 3. Unterschiedliche Interessen der Stadt Mühlheim und des Hauses Enzberg auf dem Welschenberg Exkurs zum Welschenberg-Wirtshaus 4. Die Pilger: Wer kam auf den Welschenberg? 5. Die Wunderberichte 6. Tod und Beisetzung des Wallfahrtsdirektors Johann Markus Ru¨eber (1751) Kapitel III: Die Finanz- und Vermögensverhältnisse der Wallfahrtskirche Maria Hilf 1. Der Kirchenschatz 2. Oblationen und Obligationen: Eigentümlichkeiten des Rechnungswesens einer geistlichen Einrichtung Exkurs zur Wallfahrtskasse und der Schlüsselfrage 3. Die „Gnadenreiche Wallfahrt Maria Hilf“ als Ortsherr: Der Erwerb des Dorfes Stetten und der Lippachmühle aus verpfändetem enzbergischen Besitz Kapitel IV: Die „zweite“ Kirche und ihre Ausstattung 1. Der Umbau der Wallfahrtskirche in der zweiten Hälfte der 1750er Jahre und der Baumeister Franz Anton Singer (1701–1757) 2. Weitere am Bau der „zweiten“ Wallfahrtskirche beteiligte Handwerker und Künstler 3. Die Weiheurkunde vom 1. Juli 1762 und die Altäre der Kirche Kapitel V: Niedergang und Aufhebung der Wallfahrt 1. Finanzielle und personelle Probleme der Welschenberg-Wallfahrt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts 2. Das Wallfahrtswesen im Spannungsfeld zwischen Volksfrömmigkeit und katholischer Aufklärung 3. Folgen der Mediatisierung, Gründe und Umstände der Aufhebung der Wallfahrt 1811 4. Der Verbleib von Ausstattungsgegenständen der ehemaligen Wallfahrtskirche und die Verwendung ihres Vermögens Kapitel VI: Eine Ruine mit Ausstrahlung und Anziehungskraft – das Nachleben der Wallfahrtskirche Maria Hilf in den vergangenen 200 Jahren Zusammenfassung Quellen- und Literaturverzeichnis Register Bildnachweis Zum Autor